Bartholomäus Grill: Ach, Afrika

Von ki · · 2004/04

Berichte aus dem Inneren eines Kontinents

Siedler Verlag, Berlin 2003, 384 Seiten, EUR 24,70

„Es wandelt niemand ungestraft unter Palmen, und die Gesinnungen ändern sich gewiss in einem Land, wo Elefanten und Tiger zu Hause sind.“ Grill, der als Korrespondent der renommierten „ZEIT“ zehn Jahre unter den Palmen Südfrikas vebracht hat, zitiert Goethe – und bemerkt, dass dieses Land ohne Zweifel Spuren in ihm hinterlassen habe: „Hier bin ich zum Weißen geworden.“ Denn die Hautfarbe sei eben – ob man es wolle oder nicht – „gesellschaftlicher Definitions- und Teilungsfaktor“.
Kein anderer Kontinent der Erde verführt langjährig tätige AuslandkorrespondentInnen so stark zu gesamtkontinentalen Betrachtungen wie eben unser südlicher Nachbarkontinent. Und selten ist daraus ein derart gutes Buch geworden wie das vorliegende.
Hier schreibt nicht nur ein ausgezeichneter „Chronist“ (wie er sich selbst bezeichnet) und Beobachter, sondern auch jemand, der sich mit Geschichte, Völkerkunde, Politik und Entwicklungstheorien intensiv beschäftigt hat. Doch der echt an Wissen Reiche muss nicht mit Faktenwissen protzend um sich schlagen. Sein geistiger Schatz ermöglicht ihm einen schärferen Blick auf das Wesentliche und eine Reflexion seiner eigenen Rolle als Weißer, als Beobachtender, als Fremder, als Journalist. Und es macht ihn bescheiden, was Schlussfolgerungen und „Erkenntnisse“ betrifft. Grill schreibt über die Zerrissenheit zwischen Tradition und Moderne, über Afrika als Projektionsfläche, über Gewalt, Gier, ungelöste Konflikte, über Aberglauben, Aids und den Hoffnungsträger Südafrika und vieles andere mehr.
Es sind Grills Kontakte mit Menschen, die uns „Afrika“ näher bringen: ob es nun das Treffen mit dem alten Dogon ist, in den 1960er Jahren Informant des berühmten Schweizer Ethnopsychoanalytikers Paul Parin, ein Vieraugengespräch mit Robert Mugabe oder die Geschichte der Geschwister Bayoh, die in einem Flüchtlingslager im Süden Guineas leben.
Grill schreibt in der Sprache des Feuilletons, wird nie schlampig oder hastig und wirklich keine einzige Zeile langweilig.

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